Schematherapie

Die Schematherapie ist eine anerkannte und integrative Methode der Psychotherapie. Sie wurde in den 1990er Jahren von dem amerikanischen Psychologen Jeffrey Young entwickelt, weil die klassische kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei bestimmten Patientengruppen, wie z.B. bei Persönlichkeitsstörungen oder chronischen Depressionen, oft nicht die gewünschten Erfolge erzielte.
Die Schematherapie erweitert daher die Ansätze der KVT um Elemente aus anderen therapeutischen Schulen, wie der Psychoanalyse, der Gestalttherapie und der Bindungstheorie. Der zentrale Fokus liegt auf der Aufarbeitung frühkindlicher Erfahrungen.

 

Was sind Schemata?


Das Kernstück der Schematherapie ist das Konzept der Schemata. Ein Schema ist ein tief verwurzeltes, stabiles Muster aus Erinnerungen, Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen, das sich typischerweise in der Kindheit oder Jugend entwickelt. Diese Schemata entstehen, wenn grundlegende emotionale Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach Sicherheit, Bindung, Autonomie oder Anerkennung, in der Kindheit nicht ausreichend erfüllt wurden.

 

Ein Beispiel:

Ein Kind, das in einer unberechenbaren Umgebung aufwächst, in der es sich nie sicher fühlen konnte, könnte ein Schema der "Verlassenheit / Instabilität" entwickeln. Als Erwachsener könnte diese Person dann ständig die Erwartung haben, von anderen im Stich gelassen zu werden, und Schwierigkeiten haben, stabile Beziehungen aufzubauen.


Die drei Modi der Schematherapie


Um mit den schmerzhaften Gefühlen, die durch aktivierte Schemata ausgelöst werden, umzugehen, entwickelt jeder Mensch in der Kindheit sogenannte Bewältigungsstile. Diese manifestieren sich in bestimmten emotionalen Zuständen, den sogenannten Modi. Die Schematherapie unterscheidet grundsätzlich drei maladaptive Modi:


Unterwerfung: Man fügt sich dem Schema und versucht, die Situation zu erdulden. Man passt sich den Erwartungen anderer an, auch wenn es den eigenen Bedürfnissen widerspricht (z.B. "Selbstaufopferung").

 

Vermeidung: Man versucht, Situationen zu umgehen, die das Schema aktivieren könnten. Dies kann durch soziale Isolation, Verdrängung von Gefühlen oder auch durch Drogenmissbrauch geschehen.

 

Überkompensation: Man kämpft gegen das Schema an und versucht, das Gegenteil zu tun. Jemand, der sich als "minderwertig" fühlt, könnte beispielsweise ein übertriebenes Bedürfnis nach Perfektion entwickeln, um das Gefühl der Unzulänglichkeit zu überdecken.

 

Wie funktioniert die Therapie?


Die Schematherapie zielt darauf ab, diese dysfunktionalen Schemata und Bewältigungsmodi zu identifizieren und zu verändern. Sie nutzt dafür eine Kombination aus verschiedenen Techniken:

 

Kognitive Techniken: Die Schemata werden intellektuell hinterfragt und auf ihre Gültigkeit überprüft.

 

Erlebnisorientierte Techniken: Hier kommen emotionsfokussierte Techniken wie die Imagination (Vorstellungsübungen) und der Stuhldialog zum Einsatz. Diese helfen, Zugang zu den Emotionen zu finden, die mit den Schemata verbunden sind, und diese zu verarbeiten.
 

Verhaltenstherapeutische Techniken: Neue, gesündere Verhaltensweisen werden eingeübt, um die alten Muster zu durchbrechen.

 

Die therapeutische Beziehung: Ein zentraler Aspekt ist das sogenannte "limited reparenting" (begrenztes Nachbeeltern). Der Therapeut versucht, die emotionalen Grundbedürfnisse des Patienten in einem begrenzten Rahmen zu erfüllen, die in der Kindheit unerfüllt blieben (z.B. durch das Schaffen von Sicherheit und Empathie).
Die Schematherapie hat sich als besonders wirksam bei komplexen und chronischen psychischen Störungen erwiesen, die oft mit Kindheitstraumata in Verbindung stehen.
 

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